Ein Ehevertrag ist eine wichtige Vereinbarung, die viele Paare vor der Hochzeit treffen. Aber was ist, wenn Sie bereits verheiratet sind und keinen Ehevertrag haben? Ist es zu spät? Die Antwort ist nein! Ein nachträglicher Ehevertrag, also ein Ehevertrag nach der Hochzeit, ist in Deutschland durchaus möglich und kann in vielen Situationen sinnvoll sein. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie alles, was Sie über nachträgliche Eheverträge wissen müssen.
Was ist ein nachträglicher Ehevertrag?
Ein nachträglicher Ehevertrag ist eine Vereinbarung zwischen Eheleuten, die nach der Eheschließung geschlossen wird. Er dient dazu, die güterrechtlichen Verhältnisse, den Versorgungsausgleich und/oder den nachehelichen Unterhalt zu regeln. Im Gegensatz zu einem Ehevertrag, der vor der Hochzeit geschlossen wird, setzt der nachträgliche Ehevertrag voraus, dass die Ehe bereits besteht.
Kostenlose Ersteinschätzung zu
Nachträglicher Ehevertrag: Alles Wichtige hier! erhalten
Füllen Sie das nachfolgende Formular aus, wenn es sich um eine realistische Anfrage handelt können Sie damit rechnen, dass sich bald ein Anwalt bei Ihnen meldet.
Ehevertrag nach der Hochzeit: Ist das möglich?
Ja, ein Ehevertrag kann auch nach der Hochzeit geschlossen werden. Das deutsche Recht sieht ausdrücklich die Möglichkeit vor, ehevertragliche Regelungen jederzeit während der Ehe zu treffen, zu ändern oder aufzuheben (§ 1408 Abs. 1 BGB). Es gibt keine Frist, innerhalb derer ein Ehevertrag geschlossen werden muss.
Ehevertrag: Wann abschließen?
Der ideale Zeitpunkt für einen Ehevertrag ist sicherlich vor der Hochzeit. So können beide Partner von Anfang an Klarheit über die finanziellen und rechtlichen Aspekte ihrer Ehe haben. Es gibt jedoch viele Gründe, warum Paare erst nach der Eheschließung einen Ehevertrag abschließen:
- Sie haben vor der Hochzeit nicht daran gedacht oder hatten keine Zeit, sich darum zu kümmern.
- Ihre Lebensumstände haben sich geändert (z. B. Geburt eines Kindes, Gründung eines Unternehmens, Erbschaft).
- Sie möchten bestehende Vereinbarungen anpassen oder ändern.
- Sie möchten Streitigkeiten im Falle einer Scheidung vermeiden.
Wann macht ein nachträglicher Ehevertrag Sinn?
Ein nachträglicher Ehevertrag kann in verschiedenen Situationen sinnvoll sein:
- Unternehmensgründung: Wenn ein Ehepartner ein Unternehmen gründet oder sich an einem beteiligt, kann ein Ehevertrag das Unternehmen im Falle einer Scheidung schützen.
- Erbschaft oder Schenkung: Wenn ein Ehepartner eine größere Erbschaft oder Schenkung erhält, kann ein Ehevertrag sicherstellen, dass dieses Vermögen im Falle einer Scheidung nicht geteilt werden muss.
- Ungleiche Vermögensverhältnisse: Wenn die Ehepartner sehr unterschiedliche Vermögen haben, kann ein Ehevertrag eine faire Regelung für den Fall einer Scheidung treffen.
- Absicherung des Ehepartners: Ein Ehevertrag kann auch dazu dienen, den wirtschaftlich schwächeren Ehepartner im Falle einer Scheidung abzusichern.
- Änderung der Lebensumstände: Wenn sich die Lebensumstände der Ehepartner ändern (z. B. durch die Geburt eines Kindes oder eine längere Auszeit vom Beruf), kann ein Ehevertrag die neuen Gegebenheiten berücksichtigen.
Ehevertrag rückwirkend: Geht das?
Ein Ehevertrag kann grundsätzlich nicht rückwirkend abgeschlossen werden. Das bedeutet, dass er nur für die Zukunft gilt und keine Auswirkungen auf bereits abgeschlossene Sachverhalte hat. Allerdings können die Eheleute vereinbaren, dass bestimmte Regelungen des Ehevertrags ab einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit gelten sollen. Dies ist jedoch nur in engen Grenzen zulässig und bedarf einer sorgfältigen rechtlichen Prüfung.
Kann man einen Ehevertrag nach der Eheschließung machen? (Detaillierte Betrachtung)
Wie bereits mehrfach erwähnt, ist ein Ehevertrag nach der Eheschließung absolut möglich und rechtlich zulässig. Es ist wichtig zu betonen, dass ein nachträglicher Ehevertrag die gleiche Rechtswirkung hat wie ein Ehevertrag, der vor der Hochzeit geschlossen wurde.
Formelle Anforderungen
Ein nachträglicher Ehevertrag muss notariell beurkundet werden (§ 1410 BGB). Das bedeutet, dass beide Ehepartner den Vertrag in Anwesenheit eines Notars unterschreiben müssen. Der Notar berät die Eheleute über die rechtlichen Folgen des Vertrags und stellt sicher, dass beide Partner den Inhalt verstehen und freiwillig zustimmen.
Inhaltliche Gestaltungsmöglichkeiten
Ein nachträglicher Ehevertrag kann sehr individuell gestaltet werden. Die Eheleute können beispielsweise folgende Punkte regeln:
- Güterstand: Die Eheleute können den gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft modifizieren oder einen anderen Güterstand (Gütertrennung oder Gütergemeinschaft) vereinbaren.
- Versorgungsausgleich: Die Eheleute können den Versorgungsausgleich (Ausgleich der während der Ehe erworbenen Rentenanwartschaften) ausschließen, modifizieren oder eine individuelle Vereinbarung treffen.
- Nachehelicher Unterhalt: Die Eheleute können Vereinbarungen über den nachehelichen Unterhalt treffen (z. B. Höhe, Dauer, Ausschluss).
Beispiele für die Anwendung
- Fall 1: Ein Ehepaar, das seit fünf Jahren verheiratet ist, beschließt, einen nachträglichen Ehevertrag abzuschließen. Der Ehemann hat kürzlich ein Unternehmen gegründet, und die Eheleute möchten sicherstellen, dass das Unternehmen im Falle einer Scheidung nicht gefährdet wird. Sie vereinbaren im Ehevertrag Gütertrennung.
- Fall 2: Eine Ehefrau hat während der Ehe eine größere Erbschaft gemacht. Die Eheleute möchten sicherstellen, dass dieses Vermögen im Falle einer Scheidung nicht geteilt werden muss. Sie vereinbaren im Ehevertrag, dass die Erbschaft vom Zugewinnausgleich ausgenommen wird.
- Fall 3: Ein Ehepaar, das seit zehn Jahren verheiratet ist und zwei Kinder hat, möchte einen nachträglichen Ehevertrag abschließen. Die Ehefrau hat aufgrund der Kindererziehung viele Jahre nicht gearbeitet und möchte im Falle einer Scheidung abgesichert sein. Die Eheleute vereinbaren im Ehevertrag einen nachehelichen Unterhalt für die Ehefrau.
Advocatus Diaboli: Mögliche Hindernisse und Lösungsansätze
Auch wenn ein nachträglicher Ehevertrag viele Vorteile bietet, können Hindernisse auftreten. Hier eine Tabelle mit möglichen Problemen und Lösungsansätzen:
Hindernis | Lösungsansatz |
---|---|
Ein Ehepartner ist nicht bereit, einen Ehevertrag zu unterschreiben. |
|
Der Ehevertrag ist sittenwidrig oder benachteiligt einen Ehepartner unangemessen. |
|
Komplexe Vermögensverhältnisse oder Streitigkeiten über den Inhalt des Vertrags. |
|
Konkrete Handlungsanweisungen und Tipps
- Informieren Sie sich: Lesen Sie die relevanten Gesetzestexte (§§ 1408 ff. BGB) und holen Sie sich Informationen bei einem Notar oder Rechtsanwalt ein.
- Sprechen Sie miteinander: Klären Sie gemeinsam mit Ihrem Ehepartner, welche Ziele Sie mit dem Ehevertrag verfolgen und welche Regelungen für Sie wichtig sind.
- Lassen Sie sich beraten: Suchen Sie einen Notar oder einen auf Familienrecht spezialisierten Rechtsanwalt auf, um sich umfassend beraten zu lassen und einen rechtssicheren Ehevertrag zu erstellen.
- Seien Sie fair: Achten Sie darauf, dass der Ehevertrag eine faire und ausgewogene Regelung für beide Ehepartner darstellt.
Weiterführende Informationen und Links
Ich hoffe, dieser Blogbeitrag hat Ihnen alle wichtigen Informationen zum Thema nachträglicher Ehevertrag geliefert. Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an einen Notar oder Rechtsanwalt für Familienrecht.
Sollte Ihnen dieser Beitrag geholfen haben, so können Sie uns etwas zurückgeben in dem Sie uns bei Google bewerten.