Ein Arbeitszeugnis spielt eine entscheidende Rolle bei der beruflichen Zukunft eines Arbeitnehmers. Es soll die beruflichen Leistungen und das Verhalten während der Beschäftigungszeit dokumentieren und zukünftigen Arbeitgebern einen Eindruck über die Fähigkeiten des Arbeitnehmers vermitteln. Doch was passiert, wenn das Zeugnis negativ ausfällt? Ein schlechtes Arbeitszeugnis kann gravierende Auswirkungen auf die Karriere haben. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie sich rechtlich gegen ein ungerechtfertigtes Arbeitszeugnis wehren können, welche Schritte notwendig sind und welche Fallstricke es zu vermeiden gilt.
Schritt 1: Was ist ein Arbeitszeugnis und warum ist es wichtig?
Ein Arbeitszeugnis ist ein schriftliches Dokument, das Ihnen Ihr Arbeitgeber nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses ausstellen muss. Es enthält eine Beurteilung Ihrer Leistungen und Ihres Verhaltens. Das Zeugnis muss wohlwollend und wahrheitsgemäß formuliert sein, um Ihnen keine Nachteile im weiteren Berufsleben zu verschaffen. Es gibt zwei Arten von Arbeitszeugnissen:
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Wie kann man sich gegen ein schlechtes Arbeitszeugnis wehren? erhalten
Füllen Sie das nachfolgende Formular aus, wenn es sich um eine realistische Anfrage handelt können Sie damit rechnen, dass sich bald ein Anwalt bei Ihnen meldet.
- Einfaches Arbeitszeugnis: Es enthält nur Angaben über Art und Dauer des Arbeitsverhältnisses.
- Qualifiziertes Arbeitszeugnis: Es enthält zusätzlich eine Bewertung Ihrer Leistung und Ihres Verhaltens im Unternehmen.
Warum ist das Arbeitszeugnis so wichtig?
Ein Arbeitszeugnis begleitet Sie durch Ihre gesamte berufliche Laufbahn. Bei jeder Bewerbung verlangen zukünftige Arbeitgeber eine Kopie dieses Dokuments, um Ihre Eignung für die offene Stelle zu beurteilen. Ein schlechtes Zeugnis kann daher erhebliche Nachteile bei der Jobsuche bedeuten.
Schritt 2: Wann gilt ein Arbeitszeugnis als “schlecht”?
Ein Zeugnis ist dann als “schlecht” zu bewerten, wenn es Formulierungen oder Bewertungen enthält, die Ihre beruflichen Fähigkeiten oder Ihr Verhalten ungerechtfertigt negativ darstellen. Das deutsche Arbeitsrecht besagt, dass ein Zeugnis wahrheitsgemäß sein muss, gleichzeitig aber wohlwollend formuliert werden soll, um Ihnen den beruflichen Werdegang nicht zu erschweren.
Worauf sollte ich in einem Arbeitszeugnis achten?
Es gibt einige typische Hinweise darauf, dass Ihr Zeugnis negativ ist, selbst wenn es auf den ersten Blick harmlos erscheint:
- Versteckte negative Aussagen durch sogenannte Zeugniscodes (z.B. „Er bemühte sich stets…“ bedeutet, dass die Bemühungen nicht erfolgreich waren).
- Unvollständige Angaben zu Ihren Leistungen oder Verantwortungsbereichen.
- Kein Hinweis auf die Beendigung des Arbeitsverhältnisses oder fehlende Dankesworte.
Schritt 3: Wie kann ich mich gegen ein schlechtes Arbeitszeugnis wehren?
Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihr Arbeitszeugnis ungerechtfertigt negativ ist, können Sie rechtliche Schritte einleiten. Hier sind die Schritte, die Sie beachten sollten:
1. Arbeitszeugnis prüfen lassen
Lassen Sie Ihr Zeugnis zunächst von einem Fachanwalt für Arbeitsrecht prüfen. Oftmals verbergen sich negative Aussagen hinter scheinbar harmlosen Formulierungen. Ein Anwalt kann Ihnen dabei helfen, solche Formulierungen zu erkennen und zu beurteilen, ob das Zeugnis gegen das Gebot der Wahrheit und des Wohlwollens verstößt.
2. Arbeitgeber zur Korrektur auffordern
Wenn Sie feststellen, dass Ihr Arbeitszeugnis fehlerhaft oder ungerechtfertigt negativ ist, sollten Sie zunächst eine freundliche Aufforderung zur Korrektur an Ihren Arbeitgeber senden. In den meisten Fällen lässt sich das Problem auf diesem Wege lösen, da viele Arbeitgeber Fehler korrigieren, um Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden.
3. Rechtliche Schritte einleiten
Wenn der Arbeitgeber nicht zur Korrektur bereit ist, haben Sie die Möglichkeit, vor dem Arbeitsgericht zu klagen. Sie können die Ausstellung eines neuen Zeugnisses verlangen, wenn Ihr Zeugnis gegen gesetzliche Vorgaben verstößt.
Schritt 4: Wann lohnt sich eine Klage?
Eine Klage lohnt sich besonders, wenn Ihr beruflicher Werdegang aufgrund eines schlechten Zeugnisses ernsthaft gefährdet ist. Das Gericht prüft, ob das Zeugnis den gesetzlichen Anforderungen entspricht und ob negative Bewertungen gerechtfertigt sind. Wenn Sie sich unsicher sind, ob eine Klage der richtige Weg ist, sollten Sie sich von einem Anwalt beraten lassen.
Was passiert vor Gericht?
Im Gerichtsverfahren müssen Sie nachweisen, dass Ihr Arbeitszeugnis ungerechtfertigt negativ ist. Der Arbeitgeber hingegen muss beweisen, dass seine Aussagen der Wahrheit entsprechen. In vielen Fällen wird das Gericht eine Vergleichslösung vorschlagen, bei der das Zeugnis angepasst wird.
Beispiele aus der Praxis
Hier sind drei Beispiele, wie Sie in der Praxis gegen ein schlechtes Zeugnis vorgehen können:
1. Versteckte negative Formulierungen
Herr Meier erhält ein Zeugnis, das die Formulierung „Er bemühte sich stets um Pünktlichkeit“ enthält. Diese Formulierung lässt darauf schließen, dass Herr Meier häufig unpünktlich war. Nachdem er das Zeugnis von einem Anwalt prüfen lässt, fordert er seinen Arbeitgeber auf, die Formulierung zu ändern. Der Arbeitgeber stimmt zu und das Zeugnis wird korrigiert.
2. Fehlende Informationen
Frau Müller bemerkt, dass in ihrem Zeugnis wichtige Informationen zu ihren Verantwortungsbereichen fehlen. Sie fordert den Arbeitgeber auf, diese Lücken zu schließen. Als der Arbeitgeber ablehnt, klagt sie vor dem Arbeitsgericht und gewinnt den Prozess. Ihr Zeugnis wird entsprechend angepasst.
3. Unangemessene Bewertung
Herr Schmidt erhält ein Arbeitszeugnis, in dem seine Leistungen als „zufriedenstellend“ bewertet werden, obwohl er nachweislich überdurchschnittliche Arbeit geleistet hat. Er wendet sich an einen Anwalt, der eine Anpassung des Zeugnisses erwirkt.
Mögliche Hindernisse und Fallstricke
Folgende Hindernisse sollten Sie bei der Auseinandersetzung mit einem schlechten Zeugnis beachten:
Hindernis | Beschreibung |
---|---|
Verjährung | Ansprüche auf ein neues Arbeitszeugnis verjähren in der Regel innerhalb von drei Jahren. |
Beweislast | Sie müssen beweisen, dass das Zeugnis ungerechtfertigt negativ ist, während der Arbeitgeber die Wahrheit seiner Aussagen belegen muss. |
Rechtskosten | Eine Klage vor dem Arbeitsgericht kann mit erheblichen Kosten verbunden sein, insbesondere wenn keine Rechtsschutzversicherung vorhanden ist. |
Für weitere Informationen und eine anwaltliche Beratung im Bereich des Arbeitsrechts besuchen Sie diesen Link.
Rechtliche Grundlagen
Die wichtigsten Gesetze, die im Zusammenhang mit Arbeitszeugnissen relevant sind, finden Sie hier:
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