Rechtsnews
16.07.2016
Raphaela Nicola
Dieser Fund schockierte ganz Deutschland: Ermittler entdeckten in einem Wohnhaus im oberfränkischen Wallenfels acht Babyleichen. Die Mutter ist jetzt wegen Mordes angeklagt.
Haben die Familie und ein ganzen Dorf weggesehen?
Im vergangenen November fanden Polizisten und Rechtsmediziner in einem unscheinbaren Haus im oberfränkischen Wallenfels die sterblichen Überreste von acht Neugeborenen. Diese waren im Abstellraum des Hauses der Mutter und des Vaters in Plastiktüten und Handtücher gewickelt. Die damals 45-jährige Frau lebte zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr in Wallenfels. Sie hält sich mit ihrem neuen Freund in einer Pension im nahe gelegenen Kronach auf. Die Frau hat mit dem Vater der toten Säuglinge drei weitere gemeinsame Kinder, die leben. In die Beziehung brachten beide je zwei Kinder mit. Nun soll in Coburg der Prozess gegen die beiden beginnen. Die Mutter sitzt in Untersuchungshaft. Sie ist wegen Mordes angeklagt und der Vater wegen Beihilfe zum Mord. Michael Soyka, Psychiater und Gutachter, ist Experte für Fälle der Kindstötung. „Es gibt da eine Kultur des Wegschauens, des Verdrängens – in der Familie und im Dorf“, sagt er. „Eine Schwangerschaft kann man mal übersehen, acht übersieht man nicht. Das ist unmöglich.“ Vor allem in einer 2800-Seelen-Gemeinde. Die soziale Kontrolle sei in kleinen Gemeinschaften viel größer als in Großstätten. Die Wallenfelser spüren den Vorwurf der in solchen Analysen liegt.
Die Mutter erstickte die Kinder nach der Geburt
Nun wird das Gericht versuchen zu klären, wer etwas bemerkt hat oder nicht. Der Mutter wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, vier der acht Babys vorsätzlich umgebracht zu haben. Sie soll sie sofort nach der Geburt mit einem Handtuch erstickt haben. Vier von den acht Neugeborenen waren gewiss lebensfähig. Der Gerichtsmediziner konnte bei drei Kindern die Lebensfähigkeit nicht mehr feststellen. Das achte Kind kam tot zur Welt. Deshalb lautet die Anklage auf Mord in vier Fällen. Der Vater der Babys ist als Mittäter angeklagt. Das Ehepaar wollte ohne Einschränkung durch weitere Kinder leben, so die Ermittler. Jan Poja, der Pfarrer der oberfränkischen Gemeinde sagt: „Der Ort braucht Ruhe. Aber die Geschichte wird noch in 100 Jahren erzählt werden.“ Vielen ist nicht so recht, dass sie jetzt in den Medien so oft erzählt wird und mit Journalisten haben sie keine guten Erfahrungen gemacht, sagen sie. Tabuforscher Hartmut Schröder von der Europa-Universität Frankfurt/Oder erklärt: „Gemeinschaften tabuisieren, was nicht ins Selbstbild passt, wovor sie sich schützen wollen, und oft auch, was ein Gefühl der Mitschuld auslöst.“ Das Dorf ist jetzt mit einem Verbrechen verbunden. Ein Kindsmord ist ein Tabu. Das Schweigen hat mit Scham zu tun, aber auch mit dem Schutz nach außen.
Quellen:
http://www.welt.de/regionales/bayern/article156952248/Eine-Schwangerschaft-kann-man-uebersehen-acht-nicht.html
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