Immer wieder berichten Medien darüber, wie Banden von Trickbetrügern ihr Unwesen treiben und sie es dabei vor allem auf ältere Menschen abgesehen hat. Hier suchen sie nicht nur den direkten Kontakt an der Haustür, sondern greifen auch häufig zum Telefon und lügen ihren Opfern dabei das Blaue vom Himmel herunter. Zwar können auch jüngere Personen von den Tricks der Betrüger betroffen sein, jedoch suchen diese sich vornehmlich Senioren aus. rechtsanwalt.com erklärt die Problematik sowie die Vorgehensweise der Betrüger.
Warum werden Senioren zur Opfern von Betrügern?
Betrüger und Erbschleicher sehen Senioren – vor allem dann, wenn sie allein leben – als leichte Beute. Sie halten sie für naiv, gutgläubig und vielleicht sogar dumm. Dem ist aber mitnichten so. Gerade Senioren haben in ihrem Leben einiges an Erfahrung sammeln dürfen. Sie haben die schlechten Seiten der Menschheit garantiert genauso kennengelernt wie die guten. Darüber hinaus konnten sich gerade Senioren oftmals auf ihr Gefühl, ihre Bildung und ihre Lebensweisheit verlassen. Gerade deshalb stellt sich die Frage, warum doch immer wieder Senioren auf Betrüger hereinfallen.
Menschenkenntnis haben sich Senioren mit der Zeit antrainiert und dennoch scheinen viele ältere Menschen durchaus gutgläubig zu sein. Das liegt laut verschiedenster Experten allerdings nicht an Naivität oder ähnlichem. Vielmehr nimmt mit dem Alter das Bauchgefühl ab, genauso die Empfänglichkeit für negative Reize. Damit sehen Senioren im Gesicht eines Gegenübers nicht die zwielichtigen Züge, die jüngeren Menschen hingegen direkt ins Auge sticht. Kurzum ist in diesem Fall nicht die Naivität oder gar Dummheit Schuld, sondern schlicht und einfach das Alter.
Die Problematik der Kontaktaufnahme über das Telefon
Am Telefon wird zudem lediglich eine Stimme gehört. Dabei ist es noch schwieriger, den Gesprächspartner einzuschätzen. Hinzu kommt, dass viele allein lebende Senioren sich über Unterhaltungen freuen. Auch wenn diese mit ihnen völlig fremden Personen geführt werden. Für viele ältere Menschen stellt ein Gespräch in jedem Fall eine willkommene Abwechslung dar. Aus diesem Grund lassen sie sich auf diese ein und fassen mit der zeit Vertrauen zu ihrem Gegenüber.
Ist dieses Vertrauen erst einmal erschlichen, ist es für den Täter umso leichter seine Betrugsmasche durchzusetzen. Denn der Senior oder die Seniorin würde schlicht und einfach nicht darauf kommen, dass diese mittlerweile vertraute Person sie betrügen wollen würde. Entsprechend nutzen vor allem Erbschleicher ihre Opfer tatsächlich aus. Sie berauben sie nicht nur ihres Geldes oder anderer Wertsachen, sie missbrauchen auch das Vertrauen und enttäuschen die Person – was für manch einen Rentner oder eine Rentnerin eventuell sogar schlimmer ist als der Wertverlust.
1. Der Enkeltrick
Die bekannteste Betrugsmasche ist wahrscheinlich der Enkeltrick. Dazu muss dem Betrüger gar nicht bekannt sein, wie das Enkelkind des potentiellen Opfers heißt. In der Regel reicht der Satz „Hallo Oma, rate mal, wer hier ist“ und schon kennt er den Namen des Enkels. Und mit etwas Glück glaubt die ältere Dame am anderen Ende der Leitung tatsächlich, dass dieser am Telefon ist. Selbst wenn die Stimme seltsam klingt, dann wird dies auf den schlechten Empfang geschoben. Denn in der Regel behauptet der angebliche Enkel, dass er sich im Ausland befindet und dringend Hilfe braucht. Er benötigt Geld, dieses sollen die angebliche Oma oder der angebliche Opa einem Freund übergeben. Möglich sind ebenfalls die Erfindung von anderen Notsituationen – ein schwerer Unfall, dringende und sofortige Rückzahlung von Schulden an einen Kredithai oder ähnliches. Die Großmutter (dem Großvater kann dies natürlich auch passieren) fürchtet ihren Enkel in einer schlimmen Situation und will helfen. Und das auch, wenn sie dafür ihr hart erspartes Geld einer fremden Person übergeben muss. Die Bitte, den eigenen Eltern nichts zu erzählen und das Versprechen, ab sofort öfter zu Besuch zu kommen, verstärkt das Hilfsbedürfnis der Senioren, sodass sie den Anruf nicht weiter in Frage stellen. Ein umfangreicher Ratgeber des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend klärt weitere Fragen.
Tipps, um nicht auf den Enkeltrick Trick hereinzufallen:
- Telefonbucheintrag überprüfen
Die Betrüger suchen im Telefonbuch systematisch nach älter klingenden Vornamen. Häufig auch bevorzugt Frauen, denn das suggeriert, dass die Dame allein lebt. Am besten ist es – soll eine Eintragung im Telefonbuch unbedingt erfolgen – nur den Anfangsbuchstaben des Vornamens anzugeben. Des Weiteren sollte auf die Eintragung der Adresse verzichtet werden. Denn so können Täter auf das eventuelle Vermögen Rückschlüsse ziehen. - Keine Namen am Telefon nennen
Auf den Satz „Rate mal, wer hier ist“ nie mit einem Namen antworten, sondern nachfragen. Der Betrüger wird nur einen richtigen Namen nennen können, wenn er sich über die familiären Umstände schlau gemacht hat. - Telefonnummer geben lassen
Unbedingt auf eine Rückrufmöglichkeit bestehen und diese überprüfen. - Familie kontaktieren
Auch wenn der vermeintliche Enkel eindringlich darum gebeten hat, nicht die Eltern zu informieren, sollte dieses Versprechen nicht gegeben, sondern das genaue Gegenteil getan werden. Die eigenen Kinder bzw. Eltern des angeblichen Enkels anrufen und fragen, wo sich ihr Kind gerade befindet. Oder noch besser: Direkt den richtigen Enkel versuchen zu erreichen. - Keine Vermögensauskünfte geben
Weder über das Guthaben auf der Bank, noch über das Barvermögen im Haus.
Wer auf diesen Trick dennoch hereinfällt, muss sich nicht schämen. Wichtiger ist, dass die Opfer der Betrugsmasche in jedem Fall die Polizei benachrichtigen und Anzeige erstatten. Selbst wenn Betroffene auf den Trick nicht hereinfallen, sollte die Polizei informiert werden. Hier sind nicht nur die Senioren selbst gefragt. Auch Betreuer oder Angehörige sollten ein waches Auge auf die älteren Familienmitglieder haben und gegebenenfalls sofort eingreifen. Mitunter kann ein solcher Vorfall außerdem zeigen, dass die Eltern oder Großeltern auf Hilfe angewiesen sind. Eine juristische Betreuung kann schnell Abhilfe schaffen und für Sicherheit im Alltag des Betroffenen sorgen. Sie sollte jedoch auch sinnvoll ausgewählt werden. Eine Hilfestellung zu Fragen diesbezüglich bietet ein Ratgeber von ERGO Direkt. Auf rechtsanwalt.com finden Sie außerdem kompetente Rechtsanwälte in Ihrer Nähe, die Sie gerne zum weiteren Vorgehen beraten.
2. Der Polizeitrick
Ebenso wie viele Senioren ihrem vermeintlichen Enkel vertrauen, vertrauen sie auch der Polizei. In Teilen dieser sogar oftmals noch mehr. Da mittlerweile auch Betrügern bewusst ist, dass der Enkeltrick zwar immer noch funktioniert, allerdings an Bekanntheit gewonnen hat und Senioren entsprechend vorsichtiger werden, lassen sie sich ständig neue Maschen einfallen. Eine davon ist die, sich am Telefon als Polizist auszugeben und vor dem Enkeltrick zu warnen. Im Detail behaupten sie, dass sie Hinweise hätten, dass demnächst ein Betrüger versuchen wird, den Enkeltrick bei dieser Person durchzuführen. Da die Warnung allein aber den Betrügern kein Geld bringt, bitten sie die Senioren darum, sich auf die Geldübergabe einzulassen, damit die Polizei die angeblichen Täter auf frischer Tat schnappen kann. Die Seniorin oder der Senior würde damit sogar etwas Gutes für andere ältere Menschen tun. Die Polizei wird dann bei der Übergabe natürlich nicht kommen.
Ein anderer Polizeitrick ist die Masche, die Bewohner aus dem Haus zu locken, um ungestört einbrechen zu können. Aus fadenscheinigen Gründen werden Senioren auf eine polizeiliche Veranstaltung gelockt. Diese befindet sich in den meisten Fällen aber weit entfernt von dem Wohnort. Selbiges kann ebenfalls mit einem angeblichen Anruf vom Gesundheitsamt, der Feuerwehr, der Kirche oder sonstigen sozialen oder behördlichen Einrichtungen geschehen.
Wichtig ist zu wissen, dass die Polizei niemals grundlos anrufen wird. Erst Recht nicht, um nach dem Rechten zu fragen oder gar um Mithilfe bei einer Geldübergabe zu fragen. Wer einen solchen Anruf erhält, sollte sich sofort an die nächste Polizeidienststelle wenden und den versuchten Betrug melden.
3. Der Gewinntrick
„Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!“ – ein solcher Anruf freut jeden. Doch was und vor allem warum sollte ein Gewinn ins Haus stehen? Wer an vielen Gewinnspielen teilnimmt, könnte schnell auf diesen Betrugsversuch hereinfallen. Wer allerdings keine Gewinnspiele mitmacht, der sollte sofort skeptisch werden. Aus heiterem Himmel gewinnt nämlich niemand. Selbst wenn die Möglichkeit eines Gewinnes besteht, sollte die betroffene Person spätestens dann stutzig werden, wenn der Gesprächspartner nach den Kontodaten für die angebliche Gewinnüberweisung fragt. Ziel eines solchen Anrufes ist es meist, die Kontodaten für falsche Lastschriftaufträge zu nutzen.
Eine weitere Möglichkeit in Verbindung mit einem angeblichen Gewinn ist die sogenannte Abo-Falle. Der Gewinner bekommt seinen Gewinn nur ausgezahlt oder ausgehändigt, wenn er ein Abo auf eine bestimmte Zeit abschließt. Oder noch dreister: Er bzw. sie muss zunächst eine gewisse Bearbeitungsgebühr überweisen.
Tipps, um auf den Gewinnspieltrick nicht hereinzufallen:
- Niemals Kontodaten herausgeben
Echte Gewinner eines Gewinnspiels wissen meistens, wo sie teilgenommen haben und werden zweitens in der Regel schriftlich benachrichtigt. Den sogenannten Datenabgleich fordern seriöse Unternehmen nicht telefonisch. Daher sollten auf keinen Fall die eigenen Kontodaten herausgegeben werden. - Zurückrufen
Selbst wenn der Betrüger seine Telefonnummer mit sendet und diese tatsächlich zu einem seriösen Unternehmen gehört, muss er nicht wirklich von diesem aus angerufen haben. Die heutige Technik macht es möglich eine Telefonnummer zu kapern. Damit scheint es für den Angerufenen so, als würde eben diese Nummer bei ihm anrufen, was aber gar nicht der Fall ist. Dementsprechend sollte der angebliche Gewinner zunächst bei der betreffenden Firma selbst anrufen und den Sachverhalt klären.
Wer einen Anruf dieser Art bekommt, sollte dies der Bundesnetzagentur melden. Wer bereits auf den Trick hereingefallen ist, sollte zudem Strafanzeige stellen und den Fall der Freiwilligen Selbstkontrolle der Telefonmehrwertdienste melden.
Weitere Arten des Betrugs
Neben den oben genannten häufigsten Tricks kommen einige andere Maschen ebenfalls des Öfteren zum Einsatz. Vorsicht geboten ist bei Anrufen der folgenden Arten:
- Spendenaufruf
Seriöse Stiftungen werden nicht telefonisch auf Spendenfang gehen. Dementsprechend sollten Betroffene die Anrufe diese Art sofort abgeblocken, damit eine rührselige Geschichte nicht eventuell doch zu einer Überweisung eines Geldbetrages führt. - Bankanfragen
Wer einen angeblichen Anruf seiner Bank erhält, indem es nicht um einen Gesprächstermin vor Ort geht, sollte immer vorsichtig sein. Fragt der Gesprächspartner nach der Kontonummer, sollten betroffene das Gespräch beenden und sich mit der Bank in Verbindung setzen. Fragt der Anrufer sogar nach der PIN-Nummer, ist der Anruf mit Sicherheit ein Betrugsversuch. Ein seriöser Bankangestellter wird niemals nach dieser Nummer fragen. - Rentenbetrug
Einem Anruf von einem Mitarbeiter der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte sollte ebenfalls nicht grundsätzlich getraut werden. Immer häufiger kommt es vor, dass Betrüger sich als Mitarbeiter ausgeben und behaupten, dass der Rentner oder die Rentnerin zu viel Rente bezogen hat und nun einen bestimmten Betrag zurückzahlen muss. Es sollten auch in diesem Fall niemals die Kontodaten übermittelt oder gar Überweisungen getätigt werden.
Wer sicher gehen möchte, auf keinen Fall auf einen Telefontrick hereinzufallen, der sollte im Falle von eingegangen Anrufen nie über Bankdaten sprechen und nie auf Geldforderungen eingehen. Viel besser ist es, sich in jedem Fall mit einem Rückruf abzusichern und sich Rat von der Familie zu holen, wenn die Anrufe aufdringlich werden oder die Anrufer gar drohen. Niemand sollte sich zudem scheuen, in solchen Fällen zur Polizei zu gehen.
Auch ein Anwalt kann in diesen Fällen Abhilfe schaffen und Ihnen unterstützend zur Seite stehen. Auf rechtsanwalt.com finden Sie beispielsweise kompetente Rechtsanwälte in Ihrer Nähe. Bei der Deutschen Rechtsanwaltshotline erhalten Sie außerdem auch telefonisch Hilfe – einfach, unkompliziert und sogar zum Festpreis!
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