Rumänien im Fokus: Warum das Land zum Geheimtipp für Auswanderer und Rückkehrer wird – zwischen Brain Drain und unentdeckten Chancen
Die Zahlen polarisieren: Während zwischen 2007 und 2017 3,4 Millionen Rumänen das Land verließen – darunter 20 % Hochqualifizierte wie Ärzte und IT-Experten – kehren seit 2023 vermehrt junge Gründer zurück. Das osteuropäische Land, oft als „Hidden Gem“ für Remote Worker gehandelt, bietet günstige Lebenshaltungskosten (Miete ab 300 €/Monat in Städten wie Cluj-Napoca), eine boomende Tech-Szene und EU-Förderprogramme für Neugründungen. Doch was macht Rumänien 2025 zum Ziel für Auswanderer?
Demografie und Migration: Ein Land im Umbruch
- Rumänien verliert 2025 voraussichtlich 146.726 Einwohner – doch parallel wächst die Rückkehrerquote aus Ländern wie Deutschland, wo 2023 152.300 Rumänen neu einwanderten, während 114.900 fortzogen5. Die Gründe:
- Arbeitskräftemangel: Besonders in IT (Jahresgehälter bis 25.000 €) und Gesundheitswesen klaffen Lücken, die gezielt mit Steuervergünstigungen gefüllt werden.
- EU-Freizügigkeit: Rumänische Staatsbürger nutzen die Arbeitnehmerfreizügigkeit, pendeln aber zunehmend im Wochenrhythmus („circular migration“).
- Einwanderung aus Drittstaaten: 6.700 Asylanträge (2023) und 67.000 registrierte Ausländer (2017) zeigen erste Ansätze internationaler Anziehungskraft.
Arbeitsmarkt und Wirtschaft: Zwischen Tech-Boom und Fachkräftemangel
- Rumäniens IT-Sektor wächst jährlich um 12 % – Städte wie Timișoara („Silicon Valley des Ostens“) locken mit:
- Niedriglohnvorteil: Softwareentwickler verdienen hier 1.200–2.500 €/Monat bei Lebenshaltungskosten von 40 % unter EU-Durchschnitt.
- Steuerparadies für Unternehmen: 16 % Körperschaftsteuer, 10 % Einkommenssteuer für IT-Mitarbeiter in Sonderwirtschaftszonen7.
- EU-Förderungen: Bis zu 200.000 € Zuschüsse für Green-Tech-Startups via „Smart Growth“-Programm.
Doch der Brain Drain bleibt akut: 25- bis 38-Jährige stellen 20 % der Auswanderer – eine Lücke, die immer mehr deutsche Ingenieure (besonders in Automobilbranche) und spanische Agrarexperten füllen.
- Bürokratie und Unternehmensgründung: Digitalisierung auf Überholspur
- Seit 2024 revolutioniert die Online-Gründung („întreprindere digitală“) die Szene:
- 24-Stunden-Registrierung: Gründung einer SRL (GmbH) mit 1 € Mindestkapital möglich.
- E-Rechnungspflicht: Seit 2025 für alle Unternehmen – Papierbelege sind Geschichte.
Arbeitserlaubnis: Für EU-Bürger nicht nötig; Drittstaatenangehörige profitieren von Beschleunigungsprogrammen für MINT-Berufe.
Ort | Highlights | Zielgruppe |
Bukarest | Herăstrău-Park, Palace of Parliament | Kultur- und Nachtleben-Fans |
Brașov | Mittelalterfestung, Skigebiete | Outdoor-Enthusiasten |
Sibiu | Europäische Kulturhauptstadt 2007 | Kreativbranche |
Maramureș | Holzkirchen, UNESCO-Dampfbahn | Digital Detox-Suchende |
Zukunftsperspektiven: Die Rückkehrwelle nutzen!
Die Regierung setzt 2025 auf:
- Steuerbefreiungen: 10 Jahre keine Einkommenssteuer für Rückkehrer in ländliche Regionen.
- Co-Working-Offensive: 150 staatlich subventionierte Spaces bis 2026, besonders in Cluj und Iași.
- „Tech Nation Visa“: Geplantes Programm für nicht-EU-ITler mit Gehaltsgrenze ab 3.000 €/Monat.
Zwischen Brain Drain und Tech-Boom – Rumänien bietet 2025 ein paradoxes Bild: Während die Jugend geht, entstehen in Bukarests Fabrikstadt („Fabrica de Pensule“) und Timișoaras IT-Parks Ökosysteme für Auswanderer, die Low-Cost-Lifestyle mit High-Tech-Chancen verbinden wollen. Wer die Bürokratie-Hürden (z. B. Grundstückskauf für Ausländer) meistert, findet hier ein Europa zum Schnäppchenpreis – mit Wachstumspotenzial, das an Polen der 2000er erinnert.
Steuern und Sozialabgaben: Transparente Modelle für Angestellte und Selbstständige
Steuern und Sozialabgaben: Transparente Modelle für Angestellte und Selbstständige
Für Angestellte gelten 2025 klare Regelungen:
- Einkommensteuer: Pauschaler Satz von 10 % auf Gehälter, Prämien und Mieteinnahmen. mit keinem Freibetrag, aber Befreiung der ersten 300 Lei (ca. 60 €) für Geringverdiener unter 4.300 Lei/Monat.
- Sozialabgaben: 25 % Rentenversicherung + 10 % Krankenversicherung vom Bruttolohn, kombiniert mit 10 % Lohnsteuer – insgesamt 45 % Abgabenlast für Arbeitnehmer.
- Mindestlohn: 4.050 Lei brutto/Monat (ca. 813 €), in der Baubranche 4.582 Lei (920 €) und Landwirtschaft 3.436 Lei (690 €) wobei Arbeitgeber zusätzlich 2,25 % Arbeitsversicherung zahlen.
Selbstständige profitieren von:
- Mikrounternehmenssteuer: 1–3 % auf Umsätze bis 250.000 €/Jahr (2025-Schwellenwert), mit vereinfachter Buchführung.
- Umsatzsteuerpflicht: Ab 300.000 RON/Jahr (ca. 63.800 €) MwSt-Registrierungspflicht, elektronische Rechnungserstellung über SPV-Plattform7.
- Sozialbeiträge: 35 % des festgelegten Mindestbeitragswerts (ca. 1.400 Lei/Monat), berechnet nach Branchenkriterien.
Achtung:
Steuerbefreiungen für IT-, Bau- und Agrarangestellte entfallen 2025, während die Dividendensteuer auf 10 % erhöht wurde. Für Rückkehrer in ländliche Regionen gelten Sonderregeln: 10 Jahre Einkommensteuerbefreiung bei Ansiedlung
Steuersparmodell oder Risiko? Wie Sie mit einer rumänischen Firma digitale Dienstleistungen steueroptimiert gestalten – auch aus Deutschland heraus
Ja, es ist möglich: Durch Gründung einer rumänischen SRL als Mikrounternehmen (1–3 % Umsatzsteuer bis 250.000 €/Jahr) können Sie digitale Dienstleistungen (z. B. Softwareentwicklung, Online-Beratung, Consulting) über die rumänische Firma abrechnen, während Sie selbst in Deutschland wohnen bleiben.
Fragen zum Thema? Senden Sie dem Autor, Mathias Schulze, eine Nachricht.
Achtung: Entscheidend ist der Ort der Leistungserbringung – wenn Sie die Dienstleistung de facto aus Deutschland erbringen (z. B. Arbeitsort Homeoffice), gilt das Doppelbesteuerungsabkommen (DBA): Deutschland besteuert dann den Gewinn. Ihrer rumänischen Firma, sofern keine Betriebsstätte vor Ort existiert. Hiezu sollten Sie auch unbedingt mal ins Außensteuergesetz schauen, sonst haben Sie ganz schnell große Probleme, weil Ihr Setup NICHT funktionier!
Die Lösung: Sie verlegen die Geschäftsleitung (vertraglich und de facto) nach Rumänien, beschäftigen mindestens einen Angestellten vor Ort (z. B. virtuellen Assistenten) und nutzen rumische Bankkonten für Zahlungsflüsse.
Dividenden aus Rumänien unterliegen in Deutschland lediglich der 10 % Quellensteuer (rumänische Seite) und werden hierzulande über die Günstigerprüfung angerechnet – effektiv zahlen Sie 0–5 % Nachsteuer.
Steuern auf Dividenden von Rumänien nach Deutschland: So optimieren Sie die Quellensteuer und nutzen das DBA richtig
Wenn Sie als in Deutschland ansässige Privatperson oder GmbH Dividenden aus einer rumänischen Firma erhalten, greift das deutsch-rumänische Doppelbesteuerungsabkommen (DBA). Hier die Details:
Quellensteuer in Rumänien
- Standardsteuer: Rumänien erhebt 10 % Quellensteuer auf Dividenden an ausländische Empfänger (seit 2025, vorher 8 %).
- DBA-Sonderregel: Das Abkommen senkt die Quellensteuer auf 5 %, sofern Sie mindestens 10 % der Anteile an der rumänischen Firma mindestens 1 Jahr halten (Art. 10 DBA).
- Achtung: In der Praxis behalten rumänische Behörden oft 10 % ein (z. B. bei fehlender DBA-Anmeldung). Sie müssen die 5 % explizit beantragen (Nachweis über Beteiligungsdauer und -höhe erforderlich).
- Ausnahme für EU-Muttergesellschaften: Wenn Ihre deutsche Firma >10 % hält, entfällt die Quellensteuer gemäß EU-Mutter-Tochter-Richtlinie – hier gilt 0 %.
Besteuerung in Deutschland
- Anrechnung: Die in Rumänien gezahlte Quellensteuer (5–10 %) wird auf Ihre deutsche Einkommensteuer angerechnet.
- Beispiel: Bei 10.000 € Dividende und 10 % Quellensteuer (1.000 €) zahlen Sie in Deutschland 25 % Abgeltungsteuer (2.500 €). Die 1.000 € werden angerechnet → Nachzahlung: 1.500 €.
- Günstigerprüfung: Bei niedrigem Gesamteinkommen kann der persönliche Steuersatz (14–45 %) gelten – hier lohnt sich die Anrechnung besonders.
- GmbH-Sonderfall: Bei Dividenden an eine deutsche GmbH greift § 8b KStG (95 % Steuerbefreiung). Die 5 % verbleibender Gewinn unterliegen 15 % Körperschaftsteuer → Effektivsteuer: 0,75 % + Soli.
Strategien zur Steueroptimierung
- EU-Muttergesellschaft nutzen: Gründen Sie eine deutsche GmbH, die >10 % an der rumänischen Firma hält → 0 % Quellensteuer dank EU-Richtlinie.
- Mindesthaltefrist einhalten: Halten Sie Anteile 12 Monate, um die 5 %-DBA-Regelung zu sichern.
- Niedrige Ausschüttungen: Bei Dividenden unter 9.900 €/Jahr (48.600 RON) entfällt in Rumänien die Sozialabgabenpflicht für natürliche Personen.
👉 Sie planen eine Gründung in Rumänien oder anderswo auf der Welt?
- Ebooks zum Auswandern, Visa, Steuern sparen und Mietrecht selbsthilfe gibts hier:
- https://fliphtml5.com/bookcase/yyjrj/
Disclaimer:
Ich hoffe der Artikel hat Ihnen einen ersten Überblick geben können. Dabei erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder inhaltliche Aktualität und Richtigkeit. Der Artikel stellt keine Rechtsberatung und oder Steuerberatung dar. Beachten Sie auch meine Videos zum Auswandern und meine Ebooks aus der täglichen Beratungspraxis mit vielen aufbereiteten Fragen von Auwanderern.
Wenn Sie etwas wissen möchten, nutzen Sie gerne mein Kontaktformular und schreiben mir kurz um was es geht und über Ihre Situation:
VG Schulze – msadvocate.net