Für alle RAe, die 2019 nicht in Zürich dabei sein konnten, hier eine kurze Zusammenfassung der 3. Swiss Legal Tech:
„Wo Legal Tech draufsteht muss auch Anwalt drinstecken“ sagte kürzlich der neue Präsident der BRAK. Prof. Markus Hartung (Bucerius Law School) stellte dazu in seiner Keynote die Frage, wie weit man mit dieser Einstellung kommen könne!? Grundsätzlich sei zwar für juristische, künstliche Intelligenz der Markt zu klein, weshalb dafür jedoch branchenübergreifende Lösungen entwickelt werden, von denen Anwälte profitieren würden.
Gemeint sind u.a. Systeme, welche Texte per se „verstehen“ und korrekt einordnen können. Im B2B Bereich wird das bei den großen Kanzleien bereits angewandt. Für die vielen Einzelanwälte, gibt es auch schon kleine und erschwingliche Lösungen. Echte „Legaltech-Kanzleien“ gibt es bislang nur sehr wenige. Wer jetzt startet ist immer noch vorn dabei! Das Foto oben zeigt die bekanntesten Legal Tech Kanzleien.
Und selbst diese „LegalTech-Kanzleien“ kochen nur mit Wasser, wie ich aus erster Hand erfuhr. Sogar bei Massenverfahren (wie z.B. bei Filesharing) wird noch viel Hand angelegt. Die Effizienz entsteht hier durch eine ständig reifende und stringente Kanzleiorganisation. Und genau hier wird es für jede Kanzlei spannend, denn „LegalTech“ beginnt genau an dieser Stelle. Dazu bedarf es nicht allzu viel.
Wie wichtig das Thema LegalTech für den „Zugang zum Recht“ für Jedermann ist, zeigen auch die zahlreichen Artikel in der Presse. Wie z.B. dieser aus der „Welt“ vom 19.09.2019: Legal Techs ermöglichen Klagen ohne Kostenrisiko
Daniel Hammer stellte sein Unternehmen „lexfox“ mit den Worten genau solche Lösungen vor: „Einen Anspruch durchzusetzen soll so einfach werden, wie das bestellen einer Pizza.“ In den folgenden Bereichen haben sie das schon erreicht, oder sind in der Umsetzung:
- wenigermiete.de
- Mehrabfindung.de
- weniger-internetkosten.de
- weitere 9 Produkte in Vorbereitung
Die Verbraucherrechte sind derzeit im öffentlichen Fokus. Die Durchsetzung ebensolcher ist das Ziel von lexfox. Derzeit wird, seitens der Verbraucher, kaum ein Anspruch durchgesetzt. Es ist noch zu mühsam, man hat ein Risiko und die emotionale Last. Um 50€ zu bekommen, trägt man derzeit ein Risiko von ca. 800 €. Daraus folgt 99,9 % Apathie bei den Rechtsuchenden. Zudem empfinden Menschen es als aggressive Handlung einen Rechtsstreit zu führen.
Legaltech kann und wird diese Probleme lösen. Sonst drohe die schleichende Erosion des Rechtsstaates.
Ist das ein Angriff aufs Anwaltsbusiness?
Ganz im Gegenteil! Denn das sog. „legalfracking“ eröffnet unerschlossene Rechtsberatungs-Märkte durch sehr geringe Transaktionskosten und weitgehende Automatisierung. Der Begriff mag etwas unglücklich gewählt sein, ist er doch eher negativ belegt. In der Sache ist es aber der richtige Ansatz.
Jeder kennt die leeren Versprechen von Internet- und Mobilfunk-Providern, welche unerreichbare Up- und Downloadwerte bewerben. Einblick zum Thema gibt die TSM-Verordnung bezüglich der Abweichung von versprochenen Internetgeschwindigkeiten (lesen Sie hierzu auch mal Artikel 4 der EU-VO L 310/1). Will man die tatsächlichen Geschwindigkeiten bei sich kontrollieren, müsste man derzeit ein Tool der Bundesnetzagentur installieren und dann immer wieder messen lassen (das wäre so, wenn Sie bei einer Flugverspätung ein minutiöses Protokoll führen müssten um später Ansprüche geltend zu machen).
Voraussetzungen für die erfolgreiche Durchsetzung solch kleiner Ansprüche:
- Eröffnung des Falls durch den Rechtsuchenden in < 10 min.
- Die manuelle Bearbeitungsdauer beim RA <= 10 min.
- Hohe Erfolgschancen
Das geht nur mit LegalTech, wie bei flightright! Bei LexFox bearbeitet ein Sachbearbeiter bis zu 1.000 Fälle parallel, dank straffer Orga und guter Software.
Zudem hat lexfox mit dem „Creator“ einen „Produkt Manager“, der neue Rechts-Produkte anlegt und iterativ verbessert. Dafür muss keiner mehr programmieren – jeder Mitarbeiter kann mit Modulen neue Rechts-Produkte anlegen.
Ein automatisches Settlement-Tool ermöglicht Vergleiche per Klick. Es sei aber nicht das Ziel alles 100% zu automatisieren. In manchen Bereichen bräuchten Menschen auch persönliche Ansprache. Die IT gewinnt einem dafür die Zeit. Für die Mietpreisbremse haben sie z.B. ca. 50 min. manuellen Aufwand, da ist aber auch mehr zu holen. Lexfox ist als Inkassodienstleister zugelassen, deshalb dürfen sie auch anteilige Gebühren verlangen. Das Anwaltsmonopol wird mittelfristig fallen, da ist Daniel Hammer sicher. Jedenfalls für bestimmte Bereiche mit einem „Legal Tech Gesetz“.
Über Facebook zu Mandanten
(Zugang zum Recht mit lawlikes)
Die Einzelanwältin Sabrina Keese-Haufs fand einen anderen, erfolgreichen Weg Legal Tech einzusetzen. Sie erkannte 2017, dass die DSGVO auch für Fotografen entscheidende Änderungen bringen würde. Sie hatte zunächst einem Fotografen die Optimierung seiner (Lizenz-)Verträge, Disclaimer und AGB angeboten. Nachdem Sie erkannte, dass die meisten Fotografen keine gültigen Lizenzvereinbarungen hatten, nutze Sie die bereits fertigen Dokumente und bot diese dann weiteren Fotografen auf Facebook an. Der Großteil dieser Mandanten wäre nie zum RA gegangen. So lief es Schritt für Schritt:
- 2017 Kontakt zum ersten Fotografen
- Erstellung von AGB, Disclaimer, Datenschutzvereinbarung, Lizenzvereinbarungen und ggf. weiteren Vertragsdokumenten
- Veröffentlichung dieses Angebotes auf Facebook
- 80 Fotografen meldeten über Facebook Interesse an.
- Alle 80 kaufen das „Beratungs-Paket“
- Immer mehr Fotografen kommen auf das Angebot zurück
- DSGVO-Onlinekurs (2017)
- Live-Videos brachte schnell über 800 Likes.
- Über den Facebook-Messenger wird Kontakt zu den Fotografen aufgenommen
- 2017 Erstellung der facebook Gruppe „onlinemarktingrecht“ -> 1.000 likes. Noch kaum Umsatz, aber auch kaum Kosten
- Erste digitale „Produkte“ in 2018
- Heute über 5.794 „likes“ dieser Facebook Seite
Hier ein Beispiel für ein kostenloses Beratungsvideo zu AGB zu Widerrufsbelehrungenvon Sabrina.
Was hier ganz klar rüberkommt: es kann sehr simpel sein Rechtsberatung zu digitalisieren. In Sabrinas Fall hat die Symbiose aus der Strukturierung eines Rechtsproblems („Welche Dokumente benötigt ein Fotograf?“) mit Onlinemarketing (öffentlich darüber berichten, was man tut) zum Erfolg geführt. Das können Sie auch!
Ein erster Schritt könnte sein, eine Beschreibung Ihres Anwaltsprofilen an Ihre neuen Gedanken anzupassen. Und es zu veröffentlichen. Das hilft immens bei der Fokussierung.
Gerne stehe ich mit meinem Team als Berater zur Verfügung. Wir helfen konkret die ersten Schritte zu machen, bis Sie alleine weiterlaufen können. Antworten Sie dazu einfach auf diese Email.