Anwaltsblog 05.12.2019 Christian Schebitz

Kurze Zusammenfassung der Beiträge der ELTA Konferenz, Madrid 2019

Die ELTA (European Legal Tech Association) veranstaltete diesmal in Madrid eine Konferenz rund um Legal Tech. Insbesondere die wundervolle Maria Jesus Gonzales-Espejo organisierte mit einem kleinen Team die gesamte Veranstaltung. Im folgenden habe ich live die Beiträge der Speaker kurz zusammengefasst.

The Future of the Legal Market

Markus M. Schmitt (ECLA – European Lawyers Association) Die Anzahl an Company Lawyers steigen am meisten: derzeit sind es ca. 300.000 in der EU.

Durch die Internationalisierung haben RAe immer mehr Arbeit!

Legal Tech kommt immer mehr, es ist eine Frage der Prozessanalyse innerhalb der Kanzleien.

Jede 2. Law Firm hat begonnen Legal Tech vorzubereiten (Wolter Kluwer Studie 2020). Wir leben in einer Zeit mit großen Möglichkeiten, öffnen Sie sich für Technologie! Auch und gerade die Senior RAe! „Prepare yourself to show transparency.“ (Steve Jobs)

In USA gibt es die ILTA (International Legal Technology Association) hier vertreten durch Marti Phillips).

  1. Zunächst ist in den Kanzleien das „Change Management“ anzupacken- man muss die Mitarbeiter dafür onboard bekommen.
  2. Cloud Computing ist zukünftig unabdingbar – auch und gerade für RAe! Man sollte hinterfragen, was an Cloud-Lösungen „unsicher“ sein soll!? Sind sie nicht viel sicherer, als in House Lösungen, die schnell veralten, deren Updates eben nicht täglich eingespielt werden und die damit offene Scheunentore für Hacker darstellen!? Alle Systeme sollten in die Cloud: DMS, CMS, CRM,…
  3. Welches „Business Problem“ soll gelöst werden? Diese Frage ist extrem wichtig und muss mit Rückendeckung der General Counsel beantwortet werden. Lasst es uns einfacher für die mitarbeitenden RAe machen, effizienter, dann machen sie auch mit!

Simon Warr (RIAD)
Viele Law Firms (bzw. deren Mitarbeiter) denken noch nicht wie „Unternehmen“. Die Systeme, mit denen man Fälle bearbeitet, müssen noch optimiert werden. Direkten Zugang zu RAen zu für jedermann (Access to Justice – A2J) ermöglichen ist sehr wichtig. Eine Demystifizierung der Rechtsberatung ist wichtig in der Verbindung zwischen Mandanten und Law Firms.

The Visions of the Tech Providers

Moderation Paloma Aparicio (ELTA)

Juan Pujol (Group Lefebre Sarnut)

Er ist nicht mehr sich ob er arbeitet und reist, oder reist und arbeitet. Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, was Smartphones mit uns machen!? Stellen sie sich vor, wie diese Entwicklungen weiter gehen! Er will damit sagen, man solle sich der Realität stellen, die Technologischen Möglichkeiten werden immer größer und sie werden voll ausgeschöpft werden. „Seid mutig und clever, die Zukunft hat schon begonnen!“

Chantal Vermeire (Wolters Kluwer)

Der Wechsel, hin zum Digitalen, passiert gerade. „Legal Professionals“ gehen auf Ihre Kunden und deren Anforderungen ein. Neue Technologien werden immer mehr akzeptiert. LT kommt wie ein Tsunami! Er macht kein Geräusch, kommt aber gewaltig. Man stelle sich vor was es bedeutet die Rechenkapazitäten – auf dem heutigen Level – alle 18 Monate zu verdoppeln!

Der ROI (Return on Investment) sollte für jedes IT-Projekt klar sein! Diejenigen, die in LT investiert haben fühlen sich viel besser, erledigen ihre Arbeit besser und effizienter. Die Profitabilität steigt definitiv durch den Einsatz von IT, wenn man es richtig anpackt. Sie erreichen 30-40% mehr Effizienz! Auch im Legal Bereich wird es eine „Industrialisierung“ geben. Seien Sie dabei!

Sebastian Hartmann (KPMG)

Die aktuelle Zeit beschäftigt ihn genug, er muß gar nicht in die Zukunft gucken. Die Hauptberatungen laufen immer noch in den traditionellen Gebieten. Aber man muss lösungsorientiert denken. Von klassischen Modellen bis in zu Technologie basierten Modellen. Kundenorientiertes denken ist der Schlüssel. Hat jemals jemand einen Roboter umarmt!? Nein! Deshalb haben wir zunächst Bedenken, wenn es um LT geht. Aber auch die Work Live Balance ist den jungen RAen wichtig, und wenn die LT dabei hilft die Arbeit besser zu erledigen, dann überzeugt das auch junge und neue Mitarbeiter, die man dringend benötigt um zu wachsen. Wir ändern die Art und Weise, wie wir operieren. Und das ist faszinierend!

Keynote „The Future ready Lawyer“

Chantal Vermeire (Wolters Kluwer)

(Chantal [email protected])

Vor 18 Jahren, als sie dort begann, war fast alles papierbasiert! Heute ist fast alles digital! Transformation laufen bereits und die sehr schnelle Beschleunigung ebendieser ist zu erwarten. Wir werden immer mehr Informationen zu verarbeiten haben. Mittlerweile müssen LawFirms häufig „Angebote“ erstellen! Das ist neu, kommt aber immer häufiger. Sie haben eine internationale Umfrage unter RAe gestartet. Zu dieser Umfrage wird es in diesem Anwalstblog einen eigenen Beitrag geben! Eines vorab: Nur 34 % der RAe sagen, sie sind gut auf die digitale Zukunft vorbereitet! Die Klienten werden die Law Firma zwingen in LT zu investieren. Wer nicht reagiert, fällt aus dem Markt.

 

The general Tech and Auto Trends in the practice of Law (Jim Leason)

([email protected] Thomson Reuters)

Slides über twittter @laessoj LEULegaltech #ELTACON19

RAe werden immer mehr vom Papier weg, hin zu digitaler Verarbeitung gehen. Es wird viel investiert in LT – viel in Verträge und Docs , Risk und Rights Management.

Myths about Legal Tech

Jose Angel Sandin, [email protected]

75% aller RAe „fühlen“, sie müssen Innovation zulassen. Aber nur 20% haben das Geld dafür! Große Law Firms sind gut für cybersecurity vorbereitet!? Nein – aber sie arbeiten daran! Von kleinen wollen wir lieber nicht reden! Sie denken noch immer die Cloud sei unsicher, dabei sind alle ihre PC’s uns Server offene Scheunentore für Hacker.

Roboter werden RAe ersetzen! – Noch voll und ganz jedoch – noch – nicht! RAe sollen sich mehr auf die Gespräche mit Clients konzentrieren (wobei viele genau das fürchten). Regulierungen leiten RAe und Unternehmen an etwas zu tun (z.B. DSGVO).

Blockchain wird die Rechtsberatung disruptieren – vielleicht schon in der nahen Zukunft. AI wird die große Disruption sein. Ja, das wird sie tatsächlich! 50% der Law Firms arbeiten daran!

Are Digital Legal Services really succeeding?

Jannet Huerta (Foro Jurídico) -> Mexico!

RAe müssen LT nicht selbst können oder gar alles darüber wissen – sie sollten es nur verstehen! „Wir brauchen mehr Leute im Business, welchen den RAe helfen LT zu integrieren…!“

Wolfang Pichler (Manz, Wien)

80% der österreichischen RAe arbeiten in LawFirms!

Z.B. aber Scheidungsklienten wollen mit einem RAe persönlich sprechen.Rechtsberatung bleibt für Ihn ein face to face Geschäft.

Vor zwei Jahren kauften sie simlexstocks (Registrierungen und Änderungen im Handelsregister). Aber es war nicht erfolgreich, weil sie RAe angestellt hatten, die durch Software ersetzt werden sollten. Abe die RAe wollten lieber weiterhin „copy & paste“ machen. Er bezweifelt dass RAe offen sind für LT – trotz vieler Konferenzen – auch in Wien – kommen immer nur die gleichen, wenigen Anwälte.

Luis Poyatos (Law You)

Brabbelt mit starkem, spanischen Akzent auf Englisch vor sich hin…. nichts verstanden, sorry.

Strategies to bu and develop (Finance & Investment)

Moderation Hariolf Wenzler (Schnittker Möllmann Partners)

Daniel Acevo (RA TE Monterrey, Mexico)

Ihm war in der Kanzlei, die ihn für die Integration von LT holte, zunächst nicht klar, welche Software er einsetzen sinnvoll sollte. Deshalb kaufte er keine, obwohl der Druck „irgendetwas zu machen“ groß war. So analysiert er seit rund 2 Jahren die Geschäftsprozesse in „seiner“ Kanzlei. Erst wenn es konkrete Anwendungsfälle gibt, will er investieren. Er erzählte von einem Bekannten, der es auf Grund des erfühlten Drucks anders gemacht und eine Lösung für die Kanzlei nach gut 6 Monaten erworben hatte… die aber nun kaum genutzt wird.

Gregoire Miot (ELTA France)

Zuerst muss man darüber nachdenken, was man vereinfachen möchte. Nur Tools, die man anschliessend ständig benötigt, sollte man entwickeln. Das ganze Team muss begeistert sein! Wir brauchen „keine schnelleren Pferde“!

David Areias

Es ist gefährlich in ein Tool zu investieren, dass anschliessend niemand nutzt, denn dann verlieren alle das Vertrauen in die Sache LT. Zunächst muss man alle Prozesse in der Kanzlei analysieren. Es geht auch nicht darum die perfekte, eierlegende Wollmilchsau zu entwickeln…. Schritt für Schritt und es wird funktionieren.

How to convert lawyers to the innovation and legal the „Religion“

Mod. Coroline Chetrit (Consulegis)

Caroline Hill (Legal IT Insider)

Sie schlägt vor den RAe mal das iPhone ein paar Stunden wegzunehmen. Dann lernen sie, wie schnell sie von Tech profitieren.
Was sind die Barrieren und was die Incentives für RAe!? Sie müssen „das iPhone für ihre Kanzlei“ definieren.

Weg von den anzurechenden Stunden. Die User Experience ist dabei sehr wichtig. Es müssten mehr Teams gebildet werden, welche RAe an LT heranführen. Mit kleinen Projekten die wirklich weiterhelfen. Die viele RAe begeistert nutzen.

Veronika Voinovian (The AbthropoLawGist)

Man solle innovative Managementtechniken einsetzen um RAe für Innovation zu begeistern. Wir sollten immer mit uns selbst starten. Also erst mal selbst innovativ werden, dann mitreißen! In UK können sie auch mit non-lawyers arbeiten (Paralegals). Das ist ein Vorteil, denn diese können die neuen Tools nutzen. Man sollte für kleine Kanzleien keine Programme einsetzen, die in Großkanzleien erfolgreich laufen, denn diese haben ganz andere Anforderungen. „Liberation (micro-) strucures“ helfen dabei. Denn sie helfen dabei das Team zu finden.

Orsoloya Görgeni (ELTE Hungary)

Das gefährlichste für die geschäftliche Entwicklung von Kanzleien sind: die Anwälte selbst! RAe müssen ihre Angewohnheiten verändern. Man kann sie auch neugierig machen in dem man die Nutzung eines Projektes erfolgreich vorlebt und damit viel Zeit spart.

Discovering the state of the art in Legal Tech

Eva Peeters (it-kieswijzer.nl)

Ulrike Meising, Einzelanwältin und Legal Tech Pionierin

Sieh dir an, wer mit dir redet. Will er dir nur was irgendwas verkaufen!? DMS ist nicht LT! Ebensowenig Microsoft Office 365! Skip it! Kleine Kanzleien brauchen andere Lösungen. Man muss nichts selbst entwickeln, man sollte nur die richtigen Leute kennen, die einem die passenden Tools anbieten und integrieren.

Oscar Garcia de Anion (Thomson Reuters)

Es ist schwer die richtige Technologie aus den über 1.000 Anbietern herauszufinden. Es muß agil reagiert werden. Weil die Business Models sich schnell ändern. außerdem, muß man effizient sein. Operational muss man seine Prozesse verstehen, strukturieren um sie dann in LT zu transformieren. Prozesse, Project Management. Strategie, Kundenanforderungen – das sind die Dinge die man zuerst verstehen muss.

Oliver Schwartz, Soldan GmbH

Wir haben viele glänzende Dinge… aber lieber 2 Jahre analysieren was man macht und festlegen, wie es besser geht. Dann kommt der nächste Schritt. Versuchen, scheitern, verbessern, scheitern, optimieren, erst dann nutzen!

Aber was kann man tun, wenn man in die Kanzlei zurückkommt? Macht einen Workshop mit dem Team, startet mit einem kleinen Programm, welches wiederholende Aufgaben automatisiert!

Kea Succes Factors for LT

Maria Jesus Gonzales-Espejo

Ihr sind die folgenden Dinge wichtig

  • Clients
  • Developers
  • Kanzlei-Marketing
  • Use Cases – senkt die Angstschwellen
  • Die Clients fragen, was sie sich wünschen

Eva Bruch (alter Work)

Wenn es um LT geht ist ihr wichtig:

  • Preis
  • UX
  • Integration
  • Software-Support in der gleichen Zeitzone und Sprache

Sie startet immer mit neun Punkten. Vier davon sind keine Tech Punkte (Kultur, Philosophie,…)

Auf keinen Fall den RAen gleich die „Billable Hours“ wegnehmen. Sonst bocken sie…

Allessandro Palombo (jur.IO)

Software ist nie statisch, sie entwickelt sich mit den Anforderungen weiter. bzw. SaaS ist ein guter Start (z.B. für Marketing).

The Future of Legal tech

Moises Barrio Moderator (ELTA Spain)

ELTA kann der Thinktank für die Legal Tech Etablierung sein. Es muss von außen kommen, sonst gibt es keine Innovation. Machen Regulationen überhaupt noch Sinn? Auch die Leute „in der Garage“ sind wichtig, um LT vor zu bringen!

Marisa Monteiro

Die liebenswerte „Power-Frau“ meint, dass menschlicher Kontakt wird in der Zukunft „Luxus“ sein. Trotzdem liebt Sie Technologie. Die Kammern sollten eigentlich die besten Freunde der RAe sein. Obwohl sie immer denken dass ein Ingenieur keinesfalls etwas anfassen darf, was mit Recht zu tun hat. Wir brauchen zwar Limits aber auch Fortschritt . Kammern existieren aus guten Gründen. In Portugal denkt die RA-Kammer über eine Legaltech Ausbildung nach! Recht ist eben mehr als ein „Markt“!

Zohar Fisher (ELTA Ambassador for Israel – Tel Aviv)

“Es sind die Firmen, nicht die RAe, die Rechtsberatung neu formen! Vielleicht startet so eine Firma wieder in einer Garage!? Viele RAe in Israel sind arbeitslos. Dort gibt es einen RA auf 130 Bürger! Wenn Du dort einen Stein in die Menge wirfst, triffst Du entweder einen Anwalt oder den Menschen daneben, der Dich dann über den RA verklagt. Die meisten Menschen hassen Veränderungen. Besonders Senior Partners.“

Jorge Javier Vega (früher Microsoft, nun Autor)

Habt keine Angst! Das Internet haben wir auch bewältigt. Kleine Schritte machen, aber groß Denken, das hilft uns weiter. Es geht nicht mehr um „Attention“ sondern vielmehr um „Tension“!

Entweder wir kämpfen mit Regulation oder mit Services für Kunden.

Zugang zum Recht ist auf den meisten Märkten noch immer für viele nicht gegeben. Wir müssen kreativer sein. Und Technologie dafür nutzen! Jeder sollte einen Coding Kurs nehmen, weil er dadurch lernt anders zu denken!

Legal Tech in großen Unternehmen

Alejandro Esteve de Miguel (Bigle Legal)
-> Every Laser needs a robot! Technology wird RAe nicht ersetzen, meint er. Aber RAe die Legal Tech nutzen, werden diejenigen ersetzen, welche es nicht tun. Legal Tech wird RAen „Super Power“ geben.

Legal Tech in kleinen Organisationen

Erki Pisuje (HUGO.legal) -> Abwicklung von Kundenanspüchen leicht und schnell.

Sie lassen den RAe nur die Jobs übrig, die „billable“ sind. Den Rest macht die Software. Sie programmieren einen „Roboter-Anwalt“ und zwar für Aufgaben, welche die Anwälte hassen.

Benedikt M. Quarch (Right Now Group) -> Access to justice

Bei ihnen geht es um micro Claims (e.g. 10€). Solche Ansprüche lohnen sich für einen RA nicht. Aber davon gibt es unendliche viele Ansprüche gegen sehr große Unternehmen. Aber es wäre für einen RA zu teuer und zu zeitintensiv, diesen kleinen Anspruch zu verfolgen. Lösung: laden Sie ihr Dokument in das System hoch, die Software prüft automatisch den Anspruch. Sie erhalten ggf. sofort das Geld i.d.H. Ihres Anspruches, abzüglich einer Provision. Sie machen das bereits mit

  • Geld-für-Flug.de (storniert Flugtickets aller Airlines und zahlt Kunden innerhalb von 24 Stunden einen Großteil des entstandenen Rechtsanspruchs aus.)
  • Bahn-Buddy.de ( Die erste Anlaufstelle bei Zugverspätungen. Mit Bahn-Buddy.de erhält der Verbraucher eine Sofortauszahlung bei Zugverspätung.
  • Unfallzahlung24.de

Bahar Ansari (2nd Law & Case .one)

Eine sehr beeindruckende Rednerin mit offensichtlich hoher Legal Tech Kompetenz! Ihre Firma bietet Servicepakete für Startups, aber auch Robots an. Jeden Tag werden rund 20.000 (!) Entscheidungen in Russland veröffentlicht. Sie stellt sehr überzeugend dar, wie viele juristischen Jobs bereits heute von Software erledigt werden. Und Sie macht plausibel, dass das erst der Anfang ist.

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