Warum ist der Kanzleiname es Wert darüber nachzudenken? Weil er i.d.R. das Erste ist, was ein Rechtsuchender von Ihrer Kanzlei zur Kenntnis nimmt. Wenn man will, dass man sich an Ihre Kanzlei erinnert, ist die Beratungsleistung nur ein Baustein. Eine erfolgreiche Weiterempfehlung ist wesentlich wahrscheinlicher, wenn der Kanzleiname sich einprägt.
Warum das Auflisten von Partnernamen die ungünstigste Option ist
Partner wechseln
In meinem Unternehmen bekommen wir täglich mit, dass Partner in Kanzleien wechseln. Damit einhergehend oft auch die Kanzleinamen. Partner sterben auch irgendwann und Tote sind nicht unbedingt das Beste, was man als erstes vor Augen haben möchte – und wenn sie noch so brillante Anwälte waren. Seine Reputation muss man sich schon selbst erarbeiten.
Namen im Kanzleinamen können unpassend sein
Sie werden es mir nachsehen, wenn an dieser Stelle keine realen, deutschen Kanzleinamen genannt werden. Die große Gefahr bei der Verwendung der Nachnamen von Partnern ist, dass diese eine unpassende Bedeutung in sich tragen. Sie können schießlich nicht voraussehen, welche Partner in in paar Jahren auf ihrer Liste stehen.
Namen können lustig oder peinlich klingen, insbesondere auch in Kombination. Man stelle sich nur vor ein Partner heißt Franz Fick und der andere Dieter Dick. Soll die Kanzlei dann „Fick Dick“ heißen!? Deshalb an dieser Stelle ein paar reale Beispiele aus den USA für unglücklich gewählte Kanzleinamen:
PayneFears (Schmerz & Angst)
Bickers & Bickers (Keifen & Zanken)
Alicia Slaughter (Alicia Schlachter)
Low, Ball & Lynch (Schlecht, Klops & Lynchen). Hier wurde die URL übrigens auf „lowball“ gekürzt, auf das „lynchen“ wurde hier verzichtet. Aber ob es immer gut ist den „Ball flach“ zu halten, ist fraglich.
Man könnte einige der Namen natürlich auch etwas sanfter übersetzen, die Assoziationen bilden sich jedoch beim Menschen stets automatisch. Die Überzeichnung soll nur zeigen, was passieren kann.
Die Partner-Anzahl ist unbestimmt
Zudem ist die Anzahl an Partnern ist nach oben offen. Soll dann der Kanzleiname immer länger werden? Wollen sie immer wieder neue Visitenkarten, Briefpapier und -Umschläge drucken lassen? Immer wieder eine neue Domäne für Ihre Webseite aufsetzen und damit die wichtige Sichtbarkeit bei Google verlieren!? In der länge des Kanzleinamens ist wahrscheinlich die größte Gefahr zu sehen. Niemand kann oder will sich eine Latte von Namen merken. Schon gar nicht ihr Mandant. Zudem erscheint das ziemlich einfallslos – und so sollte man als Anwalt nun wirklich nicht wirken.
Der Kanzleiname sollte einprägsam sein
„Die braune Zuckerlimonade“ wäre sicher kein großer Erfolg geworden. Und sicher haben Sie bei diesem Bild gerade einen bekannten Markennamen vor Augen. Genau diesen Effekt sollten Sie im Auge behalten – auch wenn man dabei nicht an den Größten messen muß. Ein Kunstwort oder eine Kombination aus Rechtsgebieten ist sicher besser zu merken als eine Namensliste. Deshalb empfehle ich einen Markennamen zu entwickeln, mit dem Ihre Kanzlei sowohl vertikal, als auch horizontal wachsen kann. Halten Sie sich alle Optionen offen – es sein denn Sie sind ein echter „Spezialist“ in einem Gebiet oder wollen es werden. In diesen Fall macht es Sinn das Spezialgebiet im Markennamen aufzunehmen.
Die Kanzlei-URL (Domäne)
Ein weiterer Grund für die o.g. Überlegungen ist Ihre Kanzleiwebseite und deren URL. Diese sollte so lange wie möglich unverändert bleiben, denn es dauert viele Jahre um die Reputation einer Webseite bei Google, Bing & Co aufzubauen. Eine Umleitung ist zwar möglich aber erfahrungsgemäß schädlich für die Sichtbarkeit, u.a. weil alle mühevoll erlangten Backlinks auf die alte URL verweisen. Ein echter Markenname sichert Ihnen auch hier langfristige Planungssicherheit.
Was für einen „Markennamen“ spricht
Zunächst macht eine Marke Ihre Kanzlei unabhängig von den Partnern und darin tätigen Anwälten. Zudem ermöglicht er die Gestaltung eines guten Logos. Dafür sollte das Wort eher kurz gewählt werden, damit die Seitenverhältnisse nicht zu extrem werden. Lesen Sie dazu bitte die Artikel zu „Kanzleilogo“, sowie zu Corporate Identiy (CI).
Sie können aus einem Markennamen eine URL definieren und grenzen sich auch damit von Mitbewerbern ab.
Zudem kann und sollte Ihre Marke eine Botschaft transportieren (z.B. mit Bezug auf ihre Rechtsgebiete oder auch mit Bezug auf Ihre Region, wie z.B. „Bavaria Law“ oder „Palatina Recht“ oder auch die Zielgruppen ansprechend wie z.B. „Senioren-Recht“ oder „Scheidung in München“. Sicher kennen Sie „flightright“. Dieses Wort beinhaltet alles, was man zum Service sagen muss. Begrenzt allerdings auch das Unternehmen auf die Fahrgastrechte für„Flüge“, bedingt also weitere Marken, wenn man ähnliches auch für andere Branchen anbieten möchte. So nutzt z.B. ein Konkurrenzunternehmen GeldfuerFlug und erstattet sofort angemessene Anteile an stornierten Flügen. Sie erkennen dadurch aber auch: Sie könnten z.B. für jedes Rechtsgebiet eine eigene Webseite anlegen und bewerben. Das würde jedenfalls für eine optimale Zielgruppenansprache sorgen. Damit könnten Abteilungen Ihrer Kanzlei jeweils für ihr Rechtsgebiet eine eigene Webseite betreiben. Das sorgt für hohe Relevanz in Suchmaschinen, wenn man gute Inhalte darauf hinterlegt.
Haben Sie über Jahre hinweg einen Markennamen aufgebaut, so erhöhen sich Ihre Chancen immens, dass Sie Ihre Kanzlei später auch zu einem nennenswerten Preis verkaufen können. Denn es zählt nicht nur der Mandantenstamm, der Umsatz und die Gewinne, sondern immer Häufiger auch die Bekanntheit und Vernetzung im Internet. Denn wenn Sie über diese Kanäle regelmäßig neue Mandate generieren, überzeugt das einen potentiellen Käufer mehr, als vergangene Einnahmen.
Wie finde ich meine Kanzleimarke?
Es ist eine Herausforderung eine gute Marke zu definieren. Die Umsetzung aber unterscheidet die erfolgreichen von den weniger erfolgreichen Kanzleien. Setzen Sie diverse Brainstorming-Techniken ein, um auf neue Ideen zu kommen:
So können Sie z.B. mit den folgenden Ideensammlungen beginnen:
- Rechtsgebiete (Arbeitsrecht,….)
- Stichworte daraus (Abmahnung,…)
- Ihre Adresse („Kanzlei am Berliner Platz“, Kanzlei in der Goethestrasse 1)
- Namen für Ihre Region (Kurpfalz, Schwabing, Chiemgau,…)
- Farben wie z.B. Think Pink Law
- Eine Schlagzeile könnte ein Start sein: „Wir holen Ihre Abfindung“.
- Kombinieren Sie weiter mit Worten wie (Anwalt, Rechtsanwalt, Recht, Law, Rechtsberatung, Mediation,…)
Schreiben Sie zunächst alles auf ein Blatt, was Ihnen einfällt. Strukturieren Sie anschliessend alles in Kategorien. Bilden Sie dann z.B. Kombinationen aus den Worten, die dann aber noch eine Aussage behalten sollten.
Oder wählen Sie völlig abstrakte Begriffe wie „Tiguan“, „Scenic“ (vielleicht weil Sie eine schöne Aussicht aus Ihrem Büro haben). Warum sollten Sie sich nicht bekannte Markennamen für Ihre „Klasse“ entnehmen?
Eine weitere Idee ist es einen Phantasienamen zu verwenden z.B. „Herzog zu Mannheim“, oder Sylvenstein.
Sollten Sie damit nicht zum Ziel kommen, schalten Sie eine Agentur ein. Besprechen sie mit den Kreativen Ihre eigenen Ideen und teilen Sie Ihre Zielgruppen und Kanzleiphilosophie mit. Nur nach einem ausgiebigen Briefing haben die Leute eine Chance Ihnen zu helfen.
Markenname (Kanzleiname) und Logo
Eine gute Option ist es den Markennamen in ihr Logo zu integrieren. Alternativ könnten Sie ein „Icon“ oder Logo vor Ihren Namen setzen, was aber m.e. nach nicht die gleiche Aufmerksamkeit erreicht. Ein integriertes Logo ist meist einprägsamer.
Ein Positivbeispiel zeigt das folgende Logo. Der Kanzleiname „it-recht kanzlei münchen“ ist sofort klar.
Das wurde hier richtig gemacht:
- Der Kanzleiname sagt aus, was angeboten wird
- Die Ortsangabe ist integriert (kein „muss“)
- Es ist eine abstrakte Grafik enthalten (Wiedererkennungswert!)
- Die Seitenverhältnisse sind gut gewählt, das Logo wird sich gut gegen andere durchsetzen.
- Das Logo ist sowohl für Print, als auch für Monitor geeignet.
- Die Farben harmonieren
- Die moderne Schriftart passt zu „IT“
Bei der Umsetzung Ihres Kanzleinamens wünsche ich Ihnen viel Erfolg!