Ratgeber 16.11.2023 Christian Schebitz

Braucht man eine Rechtsschutzversicherung?

Eine Rechtsschutzversicherung ist eine Versicherung, die die Kosten eines Rechtsstreits übernimmt, wenn man in eine Auseinandersetzung mit einer anderen Partei gerät. Bei den Kosten kann es sich beispielsweise um Anwaltshonorare, Gerichtskosten, Gutachterkosten oder Schadenersatzforderungen handeln. Eine Rechtsschutzversicherung kann für verschiedene Rechtsgebiete abgeschlossen werden, zum Beispiel für das Privatrecht, das Arbeitsrecht, das Verkehrsrecht oder das Mietrecht.

Aber braucht man wirklich eine Rechtsschutzversicherung? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, denn es hängt von verschiedenen Faktoren ab, ob sich eine solche Versicherung lohnt oder nicht. In diesem Blogbeitrag wollen wir einige Aspekte beleuchten, die bei der Entscheidung helfen können.

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Braucht man eine Rechtsschutzversicherung? erhalten

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Wie hoch ist das Risiko, in einen Rechtsstreit verwickelt zu werden?

Das Risiko, in einen Rechtsstreit verwickelt zu werden, variiert je nach Lebenssituation. Zum Beispiel kann man als Autofahrer häufiger in einen Unfall verwickelt werden als jemand, der kein Auto besitzt. Oder als Mieter gerät man eher in Streit mit dem Vermieter als jemand, der im eigenen Haus wohnt. Auch der Beruf kann eine Rolle spielen, ob man häufiger mit Rechtsfragen konfrontiert wird oder nicht.

Um das Risiko abzuschätzen, kann man sich fragen, wie oft man in der Vergangenheit in einen Rechtsstreit verwickelt war oder wie wahrscheinlich es ist, dass man in Zukunft in einen Rechtsstreit verwickelt wird. Dabei ist zu bedenken, dass sich die Lebensumstände ändern können und man nicht immer alle Konflikte vorhersehen kann.

Wie viel kann ein Rechtsstreit kosten?

Die Kosten eines Rechtsstreits können von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein. Sie hängen unter anderem davon ab, wie komplex der Sachverhalt ist, wie lange das Verfahren dauert, wie hoch der Streitwert ist und ob man gewinnt oder verliert. Darüber hinaus können weitere Kosten anfallen, z.B. für Zeugen, Sachverständige oder Vollstreckungsmaßnahmen.

Um eine Vorstellung von den möglichen Kosten zu bekommen, kann man sich an den gesetzlichen Gebühren orientieren, die Anwälte und Gerichte berechnen. Diese sind im Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) und im Gerichtskostengesetz (GKG) geregelt. Diese Gebühren können jedoch überschritten werden, wenn der Anwalt eine höhere Vergütung vereinbart oder besondere Umstände vorliegen.

Ein Beispiel: Wenn Sie als Autofahrer in einen Unfall verwickelt sind und die Schuldfrage strittig ist, kann der Streitwert bis zu 10.000 Euro betragen. Wenn man dann einen Anwalt einschaltet und das Verfahren bis zur ersten Instanz geht, kann man mit folgenden Kosten rechnen:

  • Anwaltskosten: ca. 2.000 Euro (1,3 Geschäftsgebühr + 1,2 Verfahrensgebühr + 1,3 Terminsgebühr + Auslagenpauschale + Umsatzsteuer)
  • Gerichtskosten: ca. 500 Euro (3 Gebühren nach GKG)
  • Sachverständigenkosten: ca. 1.000 Euro (je nach Umfang des Gutachtens)
  • Schadensersatzforderungen: ca. 10.000 Euro (je nach Ausgang des Verfahrens)

Das bedeutet, dass Sie im schlimmsten Fall bis zu 13.500 Euro zahlen müssen, wenn Sie den Prozess verlieren. Gewinnt man, muss die Gegenseite die Kosten tragen, aber das ist nicht immer sicher.

Wie viel kostet eine Rechtsschutzversicherung?

Die Prämie für eine Rechtsschutzversicherung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z. B. dem Umfang des Versicherungsschutzes, dem Alter und dem Beruf des Versicherten, dem Wohnort und dem Fahrzeugtyp. Außerdem gibt es oft Rabatte oder Zuschläge je nach Vertragsdauer oder Selbstbeteiligung.

Um sich einen Überblick über die Prämien zu verschaffen, kann man sich Angebote von verschiedenen Versicherern einholen oder einen Vergleichsrechner im Internet nutzen. Dabei sollte man aber nicht nur auf den Preis achten, sondern auch auf die Leistungen und Bedingungen der Versicherung.

Dazu ein Beispiel: Wer als 35-jähriger Angestellter in Berlin eine Rechtsschutzversicherung für Privat-, Berufs- und Verkehrsrechtsschutz abschließen möchte, kann mit folgenden Prämien rechnen:

  • Versicherer A: ca. 300 Euro pro Jahr (ohne Selbstbeteiligung, bei einer Laufzeit von 3 Jahren)
  • Versicherer B: ca. 250 Euro pro Jahr (mit 150 Euro Selbstbeteiligung, bei 5 Jahren Laufzeit)
  • Versicherer C: ca. 200 Euro pro Jahr (mit 300 Euro Selbstbeteiligung, bei 1 Jahr Laufzeit)

Das bedeutet, dass Sie je nach Versicherer und Versicherungsbedingungen zwischen 200 und 300 Euro pro Jahr zahlen müssen.

Lohnt sich eine Rechtsschutzversicherung?

Ob sich eine Rechtsschutzversicherung lohnt oder nicht, hängt letztlich von einem persönlichen Kosten-Nutzen-Vergleich ab. Dabei sollte man das eigene Risiko, in einen Rechtsstreit verwickelt zu werden, gegen die möglichen Kosten eines Rechtsstreits und die Versicherungsprämie abwägen. Außerdem sollten die Vor- und Nachteile einer Versicherung berücksichtigt werden.

Eine Rechtsschutzversicherung bietet folgende Vorteile

  • Man kann sich im Falle eines Rechtsstreits finanziell absichern und muss keine hohen Kosten befürchten.
  • Man kann sich einen qualifizierten Anwalt leisten und hat bessere Chancen, zu seinem Recht zu kommen.
  • Man kann unabhängig von der Gegenseite handeln und muss sich nicht auf einen ungerechten Vergleich einlassen.
  • Man kann sich in Rechtsfragen beraten lassen und hat einen Ansprechpartner bei der Versicherung.

Die Nachteile einer Rechtsschutzversicherung sind

  • Man muss regelmäßig Prämien zahlen, auch wenn man keinen Rechtsstreit hat.
  • Man hat keinen Anspruch auf Leistungen, wenn der Rechtsstreit vor Abschluss der Versicherung begonnen hat oder von der Versicherung ausgeschlossen ist.
  • Man muss sich an die Versicherungsbedingungen halten und z. B. eine Deckungszusage einholen oder eine Selbstbeteiligung zahlen.
  • Man kann nicht immer frei seinen Anwalt wählen oder den Rechtsstreit beenden.

Schlussfolgerung

Eine Rechtsschutzversicherung kann sinnvoll sein, wenn man ein hohes Risiko hat, in einen teuren Rechtsstreit verwickelt zu werden und sich finanziell dagegen absichern möchte. Allerdings sollte man sich auch über die Kosten und Einschränkungen einer solchen Versicherung im Klaren sein und verschiedene Angebote vergleichen. Letztlich muss jeder selbst entscheiden, ob er eine Rechtsschutzversicherung braucht oder nicht.

 

 


Im Rahmen der Rechtsschutzversicherung werden die gesetzlichen Anwaltsgebühren des Rechtsanwaltes übernommen. Des Weiteren werden Zeugengelder und die Honorare von Sachverständigen (nicht bei außergerichtlichen privat in Auftrag gegebenen Gutachten), die Gerichtskosten und die Kosten der Gegenpartei, soweit sie vom Versicherungsnehmer getragen werden müssen, übernommen. Üblicherweise wird eine Selbstbeteiligung des Versicherungsnehmers Vertragsbestandteil. Diese hat häufig eine Höhe von 150 € oder 250 € und muss vom Versicherungsnehmer in jedem Versicherungsfall geleistet werden. Wünscht der Versicherungsnehmer einen Verzicht auf die Selbstbeteiligung, so erhöht sich in der Regel die monatlich bzw. jährlich durch ihn zu entrichtende Versicherungsprämie deutlich.

Bei einer Rechtsschutzversicherung ist der Versicherte zur Zahlung der Versicherungsbeiträge verpflichtet und die Versicherung muss im Gegenzug die Kosten Wahrnehmung der rechtlichen Interessen des Versicherten tragen. Der Versicherungsvertrag enthält in aller Regel Bestimmungen über die Versicherungsdauer, die versicherten Gegenstände bzw. Personen, die vom Versicherungsnehmer zu leistende Prämie und Widerrufs- bzw. Rücktrittsrechte der Vertragsparteien. Rechtsgrundlage des Versicherungsvertrages einer jeden Versicherung ist in Deutschland das Versicherungsvertragsgesetz (VVG).

Spezielle Rechtsschutzversicherungen

Viele Anbieter von Rechtsschutzversicherungen bieten spezielle Rechtsschutzversicherungstypen an, die auf unterschiedliche Bedürfnisprofile von möglichen Kunden zugeschnitten sind. Klassische Beispiele hierfür sind etwa Rechtsschutzversicherungen für Rechtsfälle im Wohnungseigentumsrecht bzw. Mietrecht, für Fälle im Bereich Verkehrsrecht oder für rechtliche Auseinandersetzungen mit strafrechtlichem Bezug. Denkbar ist daneben etwa auch ein Rechtsschutz nur für Ehesachen oder nur für arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen. Versicherte können häufig mehrere schutzbedürftige Rechtsgebiete kombinieren und so den ihren Lebensumständen entsprechenden und gewünschten Schutzstandard realisieren. Am besten Sie verschaffen sich einen Überblick über das Angebot von Rechtsschutzversicherungen über einen Tarifcheck.

Leistungsausschlüsse bei Rechtsschutzversicherungen

Eine Streitigkeit muss dem durch die Rechtsschutzversicherung abgedeckten Bereich zugeordnet werden können, damit der Versicherte Leistungen von der Versicherung erhalten kann. Außerdem gibt es sogenannte Risikoausschlüsse, die bestimmte Fallkonstellationen betreffen, in denen (Rechtsschutz-)Versicherungen generell nicht leisten müssen. Hierzu gehören beispielsweise Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht oder internationalen Gerichtshöfen, Klagen gegen den eigenen Rechtsschutzversicherer und Streitigkeiten, die aus Wett- oder Spielverträgen resultieren.

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